Perfide PR… [Rant-Modus on]

PR-Agenturen, die ihre Mitarbeiter dazu anhalten Pressemitteilungen hinterherzutelefonieren, sind ja bekanntlich eine leider sehr verbreitete Büroplage. Immer wieder gehörter O-Ton: „Wir haben Ihnen vor zwei Wochen (Anmerk. des Verf.: vor 2.200 gelöschten Müll-E-Mails) eine Pressemitteilung von unserem Kunden „Haste-noch-nie-gehört“ zum neu erfundenen Rad geschickt, und wollten mal nachfragen, ob das interessant für Sie war oder, ob Sie noch Fragen dazu haben.“

Die W&V hat sich dieser Unsitte jüngst in einer netten Auflistung der „sieben nervigsten PR-Tricks“ gewidmet, wobei ich den Begriff „Tricks“ in diesem Zusammenhang etwas irreführend bzw. euphemistisch finde.

PR-Agenturen aber, die sich nicht zu blöd sind, Redakteure mit E-Mails wie der folgenden anzubaggern, sollten sich nicht wundern, wenn ihre Schreiben direkt im Papierkorb landen und zwar dort im Unterordner „unverschämt und selten blöd“.

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Passbook – Goldmine oder Steinbruch?

Apples Passbook: Goldmine oder Steinbruch?

Die Dienstleister und Berater sind sich offenbar einig: Apples Passbook wird  „The Next Big Thing“. Weltweit 250 Millionen potenzielle Nutzer werden die Container-App für Gutscheine, virtuelle Kundenkarten und Tickets mit iOS 6 auf ihr iPhone bekommen, schätzt die Managementberatung Mücke, Sturm & Company (MS&C) – unlöschbar als integraler Bestandteil des Smartphones. 435 Millionen iTunes-Konten gibt es derzeit, nach Angaben von Apple.

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Nicht Julia Schramm, ihr böser Verlag…

Die Piraten auf dem Weg zur Clownpartei?

Die Fachzeitschrift W&V hatte vier einfache Fragen an die Piratenpartei gesandt und um Aufklärung in Sachen „Julia Schramm ./. Urheberrecht“ gebeten. Wie verträgt es sich mit der Haltung der Partei zum Urheberrecht, dass eine herausgehobene Funktionärin (Beisitzerin im Bundesvorstand) ein Buch in einem Verlag veröffentlicht, der gegen Kopien dieses Werkes im Internet vorgeht? So die Kernfrage, die ja so manchen, derzeit beschäftigt, der noch gewillt ist, sich inhaltlich mich den Positionen der Piraten auseinanderzusetzen, sofern solche den überhaupt erkennbar oder greifbar sind. Weiterlesen

Apple ist nicht das „wertvollste Unternehmen…

..aller Zeiten“, wie SPIEGEL ONLINE und viele andere schrieben. Sie alle haben den Inflationsausgleich vergessen. IBM und Microsoft beispielsweise waren zu ihren besten Zeiten wertvoller, wie hier vorgerechnet wird. Präziser wäre ohnehin die Einschränkung „börsennotierte“ Unternehmen gewesen, aber dafür war in der schönen Schlagzeile wohl leider kein Platz.

Die FAZ schrieb immerhin: „Wenn man die Inflationsrate mitberücksichtigen würde, wäre Microsoft (Anmerk.d.Verf.: höchster Unternehmenswert 1999) auch heute noch das wertvollste Unternehmen“, setzt aber seltsamer Weise im Nachsatz hinzu, dass dies „bei solchen Vergleichen“ nicht üblich sei. Warum aber sollte die Inflation bzw. die Kaufkraft bei solchen Vergleichen nicht berücksichtigt werden? Ist der Zusatz „aller Zeiten“ zum Superlativ von „wertvoll“ so wertvoll?

Keiner meldet sich zum Meldewesen – Sternstunden des Parlaments

Die Abstimmung über das „Gesetz zur Fortentwicklung des Meldewesens“ während des EM-Halbfinalspiels Deutschland : Italien ist sicher kein Ruhmesblatt des Deutschen Bundestages. Vor allem ist der Vorgang aber auch kein Ruhmesblatt für den politischen Journalismus in Deutschland, der das Thema fast durchgehend ebenso verpennt hat, wie die Opposition. Die guten Berichte über das neue „Meldegesetz“ und sein Beinahe-Zustandekommen sucht man – heute nachdem die Empörung nun allgemein ist – mit der Lupe: Hier IMHO einer davon, natürlich auf ZEIT ONLINE. Das schöne daran u.a., der Beitrag verlinkt auf die Originalquellen und erspart das mühselige Zusammensuchen.

Mein Lieblings-Tweet zum Thema: „Was kümmert mich mein Gesetz von gestern?“ (frei nach Adenauer)

Girogo, der Datenschutz und der gläserne Kunde

In mittlerweile drei Artikeln sorgen sich SPIEGEL ONLINE und der gedruckte SPIEGEL um den Datenschutz bei der kontaktlosen Geldkarte girogo. „Unsichtbares Bargeld verrät seinen Besitzer“, hieß es bereits Ende Mai und am 13. Juni legte SPON mit „Datenschützer fürchten Missbrauch bei neuer Funkkarte“ in bewährter Sturmgeschütz-Manier nach.

In der Print-Ausgabe erschien in dieser Woche unter dem Titel „Funkgeld im Portemonnaie“ ein Beitrag zur Near Field Communication-Technologie (NFC) bei Kartenzahlungen, der augenscheinlich auf den Recherchen des SPON-Redakteurs beruht. Nach allem, was man über das Verhältnis zwischen Online- und Offline-Redaktion des SPIEGEL so hört, wohl eine Art Ritterschlag.

It´s not a leak, it´s a feature: girogo-Karte lassen sich mit einem Smartphone auslesen – für manche überraschend. (Foto: DSGV)

Ich halte die Vorwürfe und Schreckenszenarien der Berichte für überzogen und weit hergeholt und habe bereits auf derhandel.de versucht, die wesentlichen Punkte der Kritiker und die Erwiderung der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) nachzuzeichnen. Hier nun noch mal eine etwas ausführlichere Auseinandersetzung. Weiterlesen

Die Schufa, Facebook und die falschen Freunde

Ich könnte mich schwarz ärgern. Am Montag dieser Woche um 12:53 Uhr flatterte eine Pressemitteilung des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) in meinen Posteingang. Ich überfliege die E-Mail kurz und lese etwas über „HPI und Schufa starten gemeinsames Web-Forschungsprojekt“ und, dass eine „Zusammenarbeit im Bereich der technischen Datenverarbeitung“ unter dem Namen „SCHUFALab@HPI“ beabsichtigt sei. Weiterlesen

Falsche Prioritäten bei den Piraten?

„Wir leiten viele unserer Forderungen aus den technischen Gegebenheiten des Internets ab. Die stehen für uns wie Naturgesetze.“

Christoph Lauer, Abgeordneter der Piratenpartei im Berliner Parlament, im SPIEGEL-Streitgespräch mit Jan Delay zum Urheberrecht. Das Interview ist leider nicht online verfügbar und nur in der Print-Ausgabe dieser Woche nachzulesen.

Mein Kommentar dazu: Mit ist eine Politik lieber, die ihre Forderungen aus einem Wertesystem ableitet, als aus „technischen Gegebenheiten“. Das scheint mir auch das Grundproblem der Piratenpartei zu sein: Für welchen gemeinsamen Wertekanon will man sich denn stark machen? Größtmögliche Transparenz, basisdemokratische Entscheidungsstrukturen und freies Kopieren für alle, reichen als Konsens ja wohl nicht aus, um eine Gesellschaft zu gestalten. Bin mal gespannt, ob da noch mehr zusammenkommt, lasse mich aber gerne überraschen.

Ein interessantes Rechtsverständnis offenbart in meinen Augen auch der Pirat Matthias Schrade, immerhin Beisitzender des Bundesvorstandes der Partei, wenn er beim Thema Markenrechte/politisch neutrale Playmobil-Piraten behauptet: „Wenn jemand Eigentümer von solchen Figuren ist, kann er meiner Meinung nach damit machen, was er will“.