Karstadt kämpft…

artikel5-7390-org

Mit vorzüglicher Hochachtung

Mein kleines Teelicht für die freie und unabhängige (Fach)Presse. Die Karstadt Warenhaus GmbH versucht, missliebige Berichterstattung mit Hilfe der wohlbekannten Kanzlei Schertz-Bergmann zu unterbinden. An große und kleine Redaktionen gingen in den zurückliegenden Monaten diverse Aufforderungen zur Abgabe strafbewehrter Unterlassungserklärungen raus. Damit aber nicht genug, Schertz-Bergmann geht auch direkt gegen Interviewpartner der Medien vor, wenn diese sich kritisch über den Sanierungskurs des angeschlagenen Warenhauskonzerns äußern.

Wir lassen uns das nicht gefallen und berichten hier über die Einschüchterungsversuche.

Bildblog.de hat den Online-Artikel von derhandel.de freundlicherweise in „6 vor 9“ aufgegriffen und verlinkt.

Update 18.9.2013: Offenbar fand man auch beim WDR keine „Handelsexperten“ mehr, die sich kritisch zum Karstadt-Kurs von Nicolas Berggruen äußern wollten. Daher wurde ich gestern von WDR 2 und WDR 5 zu meinen Erfahrungen und Recherchen in Bezug auf die „Pressearbeit“ von Karstadt interviewt. Das WDR5-Interview ist hier verlinkt. Die IMHO besser gelungene Liveschalte von WDR 2 findet sich hier.

Perfide PR… [Rant-Modus on]

PR-Agenturen, die ihre Mitarbeiter dazu anhalten Pressemitteilungen hinterherzutelefonieren, sind ja bekanntlich eine leider sehr verbreitete Büroplage. Immer wieder gehörter O-Ton: „Wir haben Ihnen vor zwei Wochen (Anmerk. des Verf.: vor 2.200 gelöschten Müll-E-Mails) eine Pressemitteilung von unserem Kunden „Haste-noch-nie-gehört“ zum neu erfundenen Rad geschickt, und wollten mal nachfragen, ob das interessant für Sie war oder, ob Sie noch Fragen dazu haben.“

Die W&V hat sich dieser Unsitte jüngst in einer netten Auflistung der „sieben nervigsten PR-Tricks“ gewidmet, wobei ich den Begriff „Tricks“ in diesem Zusammenhang etwas irreführend bzw. euphemistisch finde.

PR-Agenturen aber, die sich nicht zu blöd sind, Redakteure mit E-Mails wie der folgenden anzubaggern, sollten sich nicht wundern, wenn ihre Schreiben direkt im Papierkorb landen und zwar dort im Unterordner „unverschämt und selten blöd“.

Weiterlesen

Apple ist nicht das „wertvollste Unternehmen…

..aller Zeiten“, wie SPIEGEL ONLINE und viele andere schrieben. Sie alle haben den Inflationsausgleich vergessen. IBM und Microsoft beispielsweise waren zu ihren besten Zeiten wertvoller, wie hier vorgerechnet wird. Präziser wäre ohnehin die Einschränkung „börsennotierte“ Unternehmen gewesen, aber dafür war in der schönen Schlagzeile wohl leider kein Platz.

Die FAZ schrieb immerhin: „Wenn man die Inflationsrate mitberücksichtigen würde, wäre Microsoft (Anmerk.d.Verf.: höchster Unternehmenswert 1999) auch heute noch das wertvollste Unternehmen“, setzt aber seltsamer Weise im Nachsatz hinzu, dass dies „bei solchen Vergleichen“ nicht üblich sei. Warum aber sollte die Inflation bzw. die Kaufkraft bei solchen Vergleichen nicht berücksichtigt werden? Ist der Zusatz „aller Zeiten“ zum Superlativ von „wertvoll“ so wertvoll?

Keiner meldet sich zum Meldewesen – Sternstunden des Parlaments

Die Abstimmung über das „Gesetz zur Fortentwicklung des Meldewesens“ während des EM-Halbfinalspiels Deutschland : Italien ist sicher kein Ruhmesblatt des Deutschen Bundestages. Vor allem ist der Vorgang aber auch kein Ruhmesblatt für den politischen Journalismus in Deutschland, der das Thema fast durchgehend ebenso verpennt hat, wie die Opposition. Die guten Berichte über das neue „Meldegesetz“ und sein Beinahe-Zustandekommen sucht man – heute nachdem die Empörung nun allgemein ist – mit der Lupe: Hier IMHO einer davon, natürlich auf ZEIT ONLINE. Das schöne daran u.a., der Beitrag verlinkt auf die Originalquellen und erspart das mühselige Zusammensuchen.

Mein Lieblings-Tweet zum Thema: „Was kümmert mich mein Gesetz von gestern?“ (frei nach Adenauer)

Girogo, der Datenschutz und der gläserne Kunde

In mittlerweile drei Artikeln sorgen sich SPIEGEL ONLINE und der gedruckte SPIEGEL um den Datenschutz bei der kontaktlosen Geldkarte girogo. „Unsichtbares Bargeld verrät seinen Besitzer“, hieß es bereits Ende Mai und am 13. Juni legte SPON mit „Datenschützer fürchten Missbrauch bei neuer Funkkarte“ in bewährter Sturmgeschütz-Manier nach.

In der Print-Ausgabe erschien in dieser Woche unter dem Titel „Funkgeld im Portemonnaie“ ein Beitrag zur Near Field Communication-Technologie (NFC) bei Kartenzahlungen, der augenscheinlich auf den Recherchen des SPON-Redakteurs beruht. Nach allem, was man über das Verhältnis zwischen Online- und Offline-Redaktion des SPIEGEL so hört, wohl eine Art Ritterschlag.

It´s not a leak, it´s a feature: girogo-Karte lassen sich mit einem Smartphone auslesen – für manche überraschend. (Foto: DSGV)

Ich halte die Vorwürfe und Schreckenszenarien der Berichte für überzogen und weit hergeholt und habe bereits auf derhandel.de versucht, die wesentlichen Punkte der Kritiker und die Erwiderung der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) nachzuzeichnen. Hier nun noch mal eine etwas ausführlichere Auseinandersetzung. Weiterlesen

Die Schufa, Facebook und die falschen Freunde

Ich könnte mich schwarz ärgern. Am Montag dieser Woche um 12:53 Uhr flatterte eine Pressemitteilung des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) in meinen Posteingang. Ich überfliege die E-Mail kurz und lese etwas über „HPI und Schufa starten gemeinsames Web-Forschungsprojekt“ und, dass eine „Zusammenarbeit im Bereich der technischen Datenverarbeitung“ unter dem Namen „SCHUFALab@HPI“ beabsichtigt sei. Weiterlesen